Wann warst du zuletzt im Flow?
Kennst du das Gefühl? Du bist bei einer Tätigkeit, die Spaß macht und plötzlich wird alles leicht und es bekommt eine eigene Dynamik, die unbeschreiblich glücklich macht. Du könntest diese Tätigkeit immer und ewig machen. Dann hast du wohl das Erlebnis des Flows genossen – genauso wie ich vor Kurzem.
Ich habe eine Woche in Tschechien verbracht, um das zu tun, was ich schon immer ausprobieren wollte: Westernreiten! Ich bin zwar eine geübte Reiterin (im englischen Stil), aber noch nie bin ich in einem Westernsattel gesessen. Meine Freundinnen und ich haben uns also aufgetan, um nach dreieinhalbstündiger Zugfahrt in Písecná anzukommen. Einem kleinen Ort im Adlergebirge, inmitten einer waldigen Grünlandschaft – wie in einem Märchen. Unser Gastgeber war eine holländische Auswanderer-Familie, die uns eine Woche bewirtete und in die Faszination des Westernreitens einführte.
Die Herberge war schlicht und gemütlich. Es sollte nicht nur ein Reiturlaub werden, sondern auch ein Freundinnenurlaub im Dreibettzimmer, wie ich es zuletzt mit 16 Jahren erlebt hatte. Es war also ein Revival meiner Jugend. Und ich habe es aus vollem Herzen genossen!
Kontrolle ist alles – oder doch nicht?
Die Woche hat nicht nur wie ein Jungbrunnen auf mein Leben gewirkt, sondern hat mir auch meinen ganzen Mut und mein Selbstvertrauen abverlangt. Unsere Pferde leisteten Unglaubliches. Wir waren unterwegs wie erfahrene und tapfere Wanderer, die Pferde bewältigten steile Abhänge genauso leicht und sicher wie rutschige Berghöhen im Wald. Ich lernte wieder, zu Vertrauen und Kontrolle abzugeben. Denn in diesen Situationen im Wald war es besser, nicht zu viel auf das Pferd einzuwirken, sondern es selbstständig laufen zu lassen, um sicher am Gipfel anzukommen. Für mich war dies eine besondere Herausforderung, aber es hat mich gelassener und entspannter werden lassen.
In meinen Trainings verwende ich Techniken und Übungen zum Thema Loslassen. In dieser Umgebung des fast grenzenlosen Wald- und Wiesengebirges wurde mir der Wert dieses Abgebens und Lockerlassens wieder ganz gegenwärtig. Abschalten und genießen – das war mein Motto dieser Urlaubswoche!
Das größte Geschenk wurde mir allerdings zuteil, als wir im vollen Galopp über die Wiesen ritten und mir die Glücksgefühle wie Sonnenstrahlen in meinen Körper schossen. Im Rausch der Geschwindigkeit und der Atemlosigkeit, mit dem Gefühl des pulsierenden Pferdes und dem Geräusch der trommelnden Hufe, überkam mich der absolute Flow. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl! Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit, das erlebt zu haben.
Es verblüfft mich auch immer wieder aufs Neue, wie empathisch Pferde doch sind und wie sehr sie auf uns Reiter/innen eingehen.
Diesen feinfühligen Wesen gebührt wahrer Dank dafür, was wir von ihnen lernen können:
Vertraue dem Leben, sei mitfühlend und empathisch, sei mutig und begeistert! Diese Haltung wird vom Leben selbst belohnt. Das ist meine absolute Gewissheit geworden nach dieser sehr intensiven und euphorisierenden Woche.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!